Wenig Bewegung für Kinder kann zum ernsten Problem werden

Ein plakativer Slogan hat in den letzten Jahren für Aufsehen gesorgt: Sitzen ist das neue Rauchen! Laut einer Studie der AOK verbringen allein 17 Millionen Beschäftigte ihre Arbeitszeit auf dem Drehstuhl. Damit verbunden ist eine Zunahme von Erkrankungen des Bewegungsapparats, des Herz-Kreislauf-Systems und des Stoffwechsels. Einige Wissenschaftler gehen sogar soweit, die Entstehung bestimmter Krebsarten in Verbindung mit dem Sitzen im Übermaß in Verbindung zu bringen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht gar von einer neuen Epidemie. Doch nicht nur Erwachsene sind von der „neuen Seuche“ betroffen. Eine Langzeitanalyse deckte auf, dass bis zu 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen sich nicht ausreichend bewegen.

Eine Stunde pro Tag

60 Minuten sollten es mindesten sein, so die WHO. Im Schnitt kommen 6- bis 17-Jährige nur knapp auf 50 Minuten. Was nach einer eher marginalen Differenz klingt, muss unter den Maßgaben der Statistik betrachtet werden. Wenn schon die Durchschnittszeit unter der empfohlenen Zeit von unter einer Stunde liegt, gibt es viel zu viele Kinder, die sich bis auf die Alltagsbewegungen, so gut wir gar nicht bewegen. Das Robert Koch- Institut beobachtet in seiner MoMo-Studie die Bewegung und Beweglichkeit von Kindern. Innerhalb der bisherigen Studienzeit sank der tägliche Zeitanteil um 37% bzw. 31 Minuten. Erschreckend ist, dass sich diese Entwicklung in einer kurzen Zeitspanne von 12 Jahren abzeichnete. Schnell stellen wir einen Zusammenhang mit einem erhöhten Medienkonsum her. Doch diesen Zahn ziehen uns die Wissenschaftler wieder schnell. Auch Kinder, die wenig oder gar nicht im Internet surfen oder auf der Konsole daddeln, bewegen sich nicht mehr als Social Media- und Playstation-„Junkies“. Die Wurzeln für die Fehltentwicklung liegen eher in dem verringerten Bewegungsangebot im Alltag, weniger Sportangeboten in der Umgebung und nicht zuletzt in der Bequemlichkeit der Erwachsenen. Immer seltener werden örtliche Spielplätze als Treffpunkt zum Spielen und Bewegen genutzt. Kurzstrecken, wie auch zum Beispiel der Weg zur Schule, werden trotz aller Ermahnung durch Polizei und Lehrer mit dem Auto gefahren. Und nach der Arbeit fehlt vielen Eltern die Energie, um vielleicht noch einen kurzen Spaziergang um den Block zu unternehmen.

Ein düsteres Szenario-und einfache Gegenmaßnahmen im eigenen Zuhause

Die Folgen des Bewegungsmangels sind dramatisch und kann der Hauptgrund dafür sein, Schwierigkeiten beim Abnehmen zu haben. Schon heute steigt der Anteil an Typ II-Diabetikern unter Jugendlichen drastisch an. Junge Teenager klagen über Verspannungen und Rückenschmerzen. Unfälle im Straßenverkehr nehmen zu, weil die koordinativen Fähigkeiten von Kindern nachlassen. Eine insgesamt für alle teure Entwicklung, da damit auch die Behandlungskosten in die Höhe schnellen. Dabei wäre es ein Leichtes, diesem negativen Trend entgegen zu steuern. Neben der Stärkung der Sportvereine und des Schulsports, müssen vor allem die Eltern ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. Zu Hause helfen schon kleine Änderungen, um den Bewegungsdrang zu fördern. Für Klein- und Kitakinder eignen sich ein Kletterbogen oder ein Kletterdreieck. Spannende Versteckmöglichkeiten müssen meist erklettert oder umgebaut werden. Je nach Tragfähigkeit von Decken und Wänden können Seile, Schaukeln oder Ringe für mehr Tobespaß sorgen. Gemeinsame Fahrradtouren oder Wanderungen am Wochenende steigern auch den familiären Zusammenhalt (ausgenommen bei Familien mit Teenagern, hier ist es dann eher ein Training für die elterlichen Nerven). Wege zu Kita und Schule sollten lieber mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden. Das schult gleichzeitig die Verkehrskompetenz der Kinder. Wer ein bisschen früher losgeht, kann Bewegungsspiele oder einen schöneren Umweg durch den Park einplanen.

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Daniel

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